Das Wochenende ist vorbei und es ist mal wieder Zeit für ein paar Neuigkeiten...
Am Sonntag waren wir auf unserem ersten Stierkampf in der Plaza de Toros de Las Ventas. Mit knapp 25.000 Plätzen ist die Arena die Größte Spaniens. Erst im Mai 2010 wurde dort einer der Stierkämpfer verletzt. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an das Bild?
Bis auf die Erzählungen von unserem Mitbewohner aus Panamá hatten wir absolut keine Ahnung was uns erwarten würde. Da ich vermute, dass die meisten von euch auch nicht wirklich etwas damit anfangen können, fasse ich schnell das Wichtigste zusammen.
Bei einer corrida (Stierkampf) sterben insgesamt 6 Stiere. Jeder der Stiere betritt nacheinander einzeln die Arena und wird dann in 3 Akten besiegt und schließlich von einem matador getötet. Die 3 Teile laufen dabei folgendermaßen ab:
Im ersten Teil wird der Stier in die Arena gelassen. Mehrere toreros locken den Stier immer wieder mit ihren rosa-gelben Tüchern an, um herauszufinden wie angriffslustig er ist. Dabei wird mit dem Stier lediglich gespielt. Allerdings bleibt der toro nicht lange unverletzt, denn wenn kurze Zeit später die picadores auf ihren Pferden in die Arena kommen, sind sie die Ersten, die ihn mit ihren Lanzen verwunden.
Nachdem der Stier durch die Reiter zweimal im Nacken verwundet wurde, beginnt der zweite Teil. Die Pferde verlassen die Arena wieder und nun dreht sich alles um die banderilleros. Sie haben kein rotes oder rosa-gelbes Tuch, dafür aber zwei banderillas - mit Bändern geschmückte Spieße - in der Hand, die sie dem Stier im Vorbeirennen in den Rücken jagen wollen. Das ganze geschieht dreimal, so dass am Ende bis zu 6 Spieße den Stier verletzten.
Der dritte Teil wird faena (Arbeit) genannt. Hierbei stehen sich nur der matador mit einem roten Tuch und einem Degen und der fast zu Tode erschöpfte Stier gegenüber. Was wieder mit kleinen Spielchen mit dem Tuch beginnt, endet mit einem mehr oder weniger gezielten Stoß des Degens in den Nacken des toros. Selbst wenn der matador beim ersten Mal bis ins Herz des Stiers sticht, dauert es noch bis zu einer Minute bis er endgültig in sich zusammensinkt. Was dann folgt sind viele kleine Messerhiebe in den Kopf bis er sich nicht mehr bewegt.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, hat der Stierkampf doch einige Regeln, die es zu beachten gilt:
Der Stier darf nicht geschlagen werden.
Auf keinen Fall darf am Schwanz des Tieres gezogen werden.
Der Stier muss immer einen Rückzugsweg haben.
Während der ganzen corrida muss dem Stier so viel "Ehre" wie möglich erwiesen werden. Sollte ein matador es nicht spätestens beim zweiten Versuch schaffen, den Stier niederzustrecken, wird er mit Buhrufen und Pfiffen gnadenlos bestraft.
Denn: Der Stier leidet ja in diesem Moment unnötig und nur wegen der Unfähigkeit des Menschen, ihn zu töten. Man vergisst dann auch mal gerne, dass der toro ja eigentlich schon seit gut 15 Minuten schwer verletzt ist.
Sollte es der matador aber mit einem Stoß schaffen, den Stier zu erlegen, würde ihm die ganze Arena zujubeln, Taschentücher wedeln und minutenlang stehend applaudieren. Da er es geschafft hat, dem Stier einen schnellen und "ehrvollen Tod" zu ermöglichen, wird auch ihm Ruhm und Ehre zuteil und er darf - wenn der Kampf besonders beeindruckend war - als Trophäe ein Ohr des Stiers abtrennen. Ruhm und Ehre hin oder her, für mich werden es trotzdem nur Männer in rosa Strümpfen und Ballerinaschuhen bleiben.
Auch wenn man persönlich nichts für den Stierkampf übrig haben muss, gehört es nunmal (noch) zur spanischen Tradition. Einige Traditionen in Deutschland erscheinen sicher vielen Ausländern auch nicht grad logisch. Deswegen: Es war in Ordnung, es einmal gesehen zu haben, weil es eben Teil der spanischen Kultur ist. Wir (Engländer und Deutsche) waren uns trotzdem einig, dass wir es kein zweites Mal brauchen.
¡Hasta pronto!
Michi
Michi
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